„Aye, Jung, wer meint, die See sei nur Sonnenuntergang und Möwen-Gekreisch, der hat noch nie beim Sturm die Eimer geleert.“ – so fängt’s an, und ich sag dir: Das Leben auf hoher See ist kein Buddel-Bingo und auch keine Postkartenromantik. Wer da rausfährt, der schippert nicht zum Schaulaufen, sondern zum Arbeiten, und zwar hart wie ein Knoten im Tampen.
Die Träumerei von der endlosen Weite
Klar, die Sehnsucht packt so manchen Landratten: Horizont bis zum Abwinken, das Schaukeln unter’m Sternenzelt, und morgens der Kaffee in der Kombüse, wenn die Sonne wie’n brennender Knoten aus dem Meer steigt. Ja, das hat was von Romantik, wie’n altes Seemannslied, das im Hafen erklingt. Aber das sind bloß die hellen Flecken auf der Seekarte.
Die Realität? Du bist wochenlang weg von Zuhause. Kein Ankern, kein kurzer Abstecher zum Bäcker. Nur Stahl, Wasser und dieselbe Crew – die du mal gern hast und mal am liebsten in die Rettungsinsel stecken würdest.
Die Arbeit, die keiner sieht
Auf See läuft nichts von allein. Bordroutine, Schichtarbeit, Maschinen warten, Netze flicken, Kabinen schrubben, Wache stehen – alles bei Windstärke 10 oder in der Hitze, wo’s im Maschinenraum nach Diesel brennt. Da kommen keine Urlaubsgedanken auf, höchstens die Frage: „Wo verdammt bleib ich, wenn die nächste Stunde endlich rum ist?“
Ein Seemann verdient sein Brot mit Schweiß und Salzwasser. Die Romantik liegt vielleicht im Moment, wenn das Schiff ruhig durch die Dünung trägt. Aber 90 % der Zeit schleppst du dich durch Plackerei – und die See fragt nie, ob dir gerade nach Träumen ist.
Seewolf-Kajüten-Kastl
- Was Sache ist: Auf hoher See herrscht Schichtbetrieb, harte Arbeit, Isolation, körperliche Belastung. Wer von Romantik spricht, hat nur die Hafenpostkarten gesehen.
- Tüddelkram: Glanzbroschüren von Reedereien, die glitzernde Karriereversprechen raushauen. Bidde nich, Jung – das ist Schmierkram für Landratten.
- Rum-Fazit: Romantik kommt auf wie ein Schluck Rum nach Wochen Dürre – selten, aber intensiv. Der Rest ist Arbeit bis zum nächsten Hafen.
Die zwei Gesichter der See
Es gibt sie doch, die Momente, die wie reiner Zauber wirken: Delphine im Bugwasser, das erste Land nach langer Fahrt, das gemeinsame Lachen einer Crew, die zusammenhält. Aber die See ist auch Kapitänin ohne Gnade. Du schläfst bei Sturm nicht, du schläfst mit Sturm. Und wenn der Nebel kommt, siehst du nix außer Grau, und das kann dich mürbe machen wie Rost an der Reling.
Wer also meint, er findet auf See ein romantisches Abenteuer, wird schnell vom Klabauter in die Realität geschubst. Abenteuer ja – aber eben das der Knochen, der Nerven und der Ausdauer.
Fazit vom alten Seewolf
Hohe See heißt: Arbeit, Schweiß, Einsamkeit. Aber auch Freiheit, wie du sie an Land kaum kennst. Romantik? Aye, manchmal. Doch wer dafür anheuert, sollte lieber gleich im Hafen bleiben. Die See nimmt dich nur ernst, wenn du malochen kannst.
Und wenn du Glück hast, belohnt sie dich zwischendurch mit einem Sonnenuntergang, der dir Atem und Zunge stiehlt. Aber sei gewarnt, Jung: Auf hoher See ist mehr Scheuern als Schwärmen.
Seewolf-Satz zum Schluss: „Wer Seemann werden will wegen der Romantik, der soll lieber Gedichte schreiben – die See nimmt kein Blümchenpapier an.“
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